Zuhause, Home, Herkunft, Heimat

Gedanken am Dienstag

"Kommt, wir gehen nach Hause." Das sage ich zwei Stunden nachdem wir irgendwo angekommen sind, zu dem Ort an dem wir schlafen werden. Home is where the Heart is... Das kann für mich ein schlabbriges Zelt an der Nordküste der Lofoten sein oder ein Apartment auf Texel; ein Zuhause von jemand anderes, weil wir dort zu Besuch sind oder der Ort wo die meisten meiner Möbel sind. Mein erster Impuls für Zuhause ist erstmal unmittelbar mit einem Bett verbunden. Unerheblich ob es mein eigenes Bett - Bettseite ;) ist. Um den eigentlichen Schlaf geht es hier gar nicht - mehr um die Stätte, an der man abends Ruhe findet.

Ich habe 11 verschiedene Adressen in 3 verschiedenen Ländern gehabt. Mal hatte ich 2 Betten in verschiedenen Orten, dann gar keines mehr. Waren alle mal Zuhause!

 

Aber waren sie alle auch Heimat

Was bedeutet das?

Sprache, Essen, Verhaltensmuster, Begegnungen, Routinen, Freunde natürlich!, Familie!

Heimat ist manchmal genau zu wissen, wie ich ein U-Bahn Ticket kaufe oder welches Brot ich beim Bäcker bestelle. Die Wege, die ich nehme im Schlaf zu können; Freunde zu treffen; sonntags Tatort zu guggen.

Das ist aber auch einfach Alltag. Egal wo.

Wir haben uns einen Alltag geschaffen, der in Frankfurt sowie in Oak Park funktioniert. - Brot ist natürlich besser in Frankfurt, dafür ist das Einkaufserlebnis für's schlabbrigen Brot hier freundlicher. Das ewige Vergleichen der Unterschiede und Gemeinsamkeiten wird weniger. Wir werden oft gefragt, was wir am meisten vermissen in Deutschland. Natürlich schießen einem 1000 kulinarische Köstlichkeiten in den Kopf. Wir leiden aber nicht schlimm darunter nicht ständig, Grüne Soße, Sauerbraten und ein frisches Ausgehobenes zu essen. 

 

Ich streife so manche Spiegel Schlagzeile und schmunzele über die Aufregung die das Wort Heimat auslöst..

Ich finde, Heimat ist für jeden etwas anderes und mit Sicherheit bedeutet es jetzt schon etwas unterschiedliches innerhalb unserer Familie.

Die Gesellschaft und Gemeinschaft in der Theo und Frida aufwachsen prägt sie. Frida macht mir zum Beispiel fast jeden Tag ein Kompliment (meist auf Kleidung und Accessoires bezogen) "I like your earrings, mommy!" oder sie giggelt sich eins, wenn sie von den "private parts" spricht. Theo ist fasziniert von Baseball und bestellt sich selbst einen "grown-up Hamburger - ohne Käse" und schafft ihn auch komplett. (Es kommt mir vor, als wären das ziemlich amerikanische Eigenschaften.) Natürlich machen wir nicht jeden Ami-Firlefanz mit! Die ultraspendable Zahnfee zum Beispiel, ist bisher nicht aufgetaucht. Wäre auch doof, denn Theo liebt seine Zahnkollektion sehr uns zeigt sie ungefragt jedem der uns besucht. 

Das alles glaube ich, bedeutet irgendwann für sie auch Heimat. Sie sind hier ein Stück (auf-)gewachsen. Sie haben hier, wie gesagt, Zähne verloren; Fahrradfahren, Schwimmen, Lesen und Schreiben gelernt. Durch diese Erlebnisse wird es auch für uns ein Stück Heimat, was mit Sprache, Esskultur etc. gar nichts zu tun hat.

Bei der Lehrer-Eltern-Konferenz sprach Theos Lehrerin von den Lehrinhalten und fragte wie die Unterschiede zu Deutschland wären? Tja, ich habe leider gar keine Schulkind-Erfahrung in Deutschland. Oder anders herum: Wir haben bei unserem Kurzbesuch in Deutschland neulich unsere (Fridas)  wunderbare Hebamme auf der Strasse getroffen! Trotz der immensen Schwierigkeiten für diesen Berufsstand in Deutschland, ist das ein Konzept was in den USA generell so nicht existiert... Aber ich vergleiche schon wieder.. 

 

Natürlich sucht man immer nach der Bestätigung: "Jawoll! Alles richtig gemacht!"

Geplant, geklappt, gutes Gefühl. HA! "Das ist ja alles viiiiieeel besser hier oder da..." 

 

Aber einer ungeplanten Situation zu begegnen und sich ihr zu stellen - sie zu durchleben und zu meistern, erweitert meinen Horizont. Wer wagt gewinnt, gä..?!